Niemand führt gerne Kündigungsgespräche. Selbst das Angebot einer einvernehmlichen Auflösung oder die Nicht-Verlängerung eines befristeten Vertrages erleben die meisten Führungskräfte als emotionale Belastung.

Doch wenn Sie sich in dieser Führungsdisziplin professionalisieren, wird nicht nur die Belastung auf Ihrer Seite geringer. Auch die zu Kündigenden profitieren durch Ihre Klarheit und Ihr professionelles Kommunizieren.

 

1. Lückenlose Vorbereitung

Alle rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte sollten vor Gesprächsbeginn geklärt sein. Falls Sie sich etwa unsicher über die anzuwendende Kündigungsfrist sind, sollten Sie kein Gespräch beginnen. Die mangelnde Vorbereitung schwächt Sie in Ihrer Position und ist auch ein Zeichen fehlender Ernsthaftigkeit. Sie müssen nicht wissen, wie viel Geld der Person nach dem Ausscheiden noch zusteht, aber sehr wohl, ob sich die Kündigung auf einen versprochenen Bonus auswirkt.

 

2. Passender Raum

Wenn Kündigungen unachtsam ausgesprochen werden, dann kommt zum Schock auch noch die Verletzung hinzu. Wenn Menschen nach vielen Jahren erzählen, wie sie gekündigt wurden, dann erinnern sie sich vorwiegend daran, ob es respektvoll passiert ist. Die Wahl eines ruhigen Raums, in dem man ungestört sprechen kann, ist ein Zeichen des Respekts. In welchem Raum führen Sie die Auswahlgespräche? Dieser Raum eignet sich möglicherweise auch für ein Kündigungsgespräch.

 

3. Ausreichend ungestörte Zeit

Die zweite Möglichkeit, Respekt zu zeigen, ist die ungestörte Zeit. Sie müssen keineswegs so lange zur Verfügung stehen, bis alles ausdiskutiert ist oder alle Details geklärt sind. Das würde Sie nur wieder in Gefahr bringen, dass Sie sich lange rechtfertigen oder zu streiten beginnen. Ihr Gegenüber wird es aber sicher von ganzem Herzen schätzen, wenn Sie für die Dauer des Gesprächs mit Ihrer ganzen Aufmerksamkeit anwesend sind.

  
4. Ein Gefäß für alle Gefühle

Die Angst vor starken Emotionen ist berechtigt. Schließlich kann Ärger und Traurigkeit ansteckend sein und Ihnen ein schlechtes Gewissen machen. Sie haben gerade eine Nachricht überbracht, die Pläne umwirft, ein Selbstbild verändert, Erwartungen enttäuscht und vielleicht sogar einen Lebensweg verändert. Die gekündigte Person kann sich daher zu Recht erwarten, dass Sie mit Emotionen umgehen können. Hören Sie ohne Wertung zu, nehmen Sie Gefühlsausbrüche nicht persönlich und bleiben Sie ruhig.

 

5. Vertrauen in den bevorstehenden Weg

Sie trennen sich von der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter, weil Sie nicht mehr die passende Arbeit für sie oder ihn haben oder weil Sie unzufrieden mit der Arbeit waren. Selbst wenn schwere Verfehlungen vorgefallen sind, können Sie viel Gutes zu diesem Gespräch beitragen, wenn Sie der Person nicht nur einen guten weiteren Weg wünschen, sondern auch daran glauben, dass die Person in einem passenden Umfeld erfolgreich sein kann.

 

Auch wenn Sie sich professionell verhalten, kann es sein, dass die gekündigte Person unzufrieden, verärgert oder traurig ist. Diese Reaktionen bedeuten aber keinesfalls, dass Sie unprofessionell gehandelt haben. Sobald Sie einen eigenen Maßstab zur Beurteilung Ihrer Professionalität entwickelt haben, werden Sie sich vom Urteil anderer nicht mehr so sehr beeinflussen lassen. Der beste Weg dafür ist die regelmäßige Übung. Das bedeutet nicht, dass Sie sich auf das nächste Kündigungsgespräch freuen sollen, aber jedes Kündigungsgespräch ist eine Chance, auch in dieser Führungsdisziplin besser zu werden.

 

Autor: Mag. Alfred Faustenhammer

Seminartipp! Schwierige Führungssituationen gelassen bewältigen