Viele Führungskräfte klagen, dass Spezialisten und Experten schwer zu führen sind. Sie seien eigensinnig und wenig kooperativ. Tatsächlich brauchen Spezialisten und Experten eine andere Art der Führung als andere MitarbeiterInnen, aber auch nicht genau dieselbe Art.

 

Was sind die Gemeinsamkeiten?

Spezialisten und Experten haben einen langen Ausbildungsweg hinter sich. Sie haben eine große Menge von Wissen angesammelt und sind daher nicht leicht ersetzbar. Es dauert lange bis jemand der neu eingestellt wurde, in der Lage ist genauso produktiv zu sein, wie die Vorgängerin bzw. der Vorgänger. Spezialisten und Experten haben sehr oft mehr Interesse daran Ihr Wissen zu vertiefen, als Verwaltungs- oder Führungsaufgaben zu übernehmen und sie fühlen sich Ihrem Fach oft mehr verbunden als der Organisation, für die sie arbeiten.

 

Was sind die Unterschiede?

Spezialisten kennen in Ihrem Fachgebiet jedes Detail. Der Spezialist für eine Maschine kennt alle Einzelteile und die häufigsten Fehler. Tritt ein Fehler auf, weiß er welcher Teil zu tauschen ist. Er arbeitet in einem Arbeitsfeld das detailreich, aber nicht komplex ist. Eine andere Person, die über dasselbe Wissen verfügt, wird dieselbe richtige Lösung vorschlagen.

Experten arbeiten in einem Arbeitsfeld, indem es auch viel Wissen braucht, aber die einzelnen Fälle doch so unterschiedlich sind, dass es bei jedem Fall eine neue Entscheidung braucht, welcher von mehreren möglichen Wegen einzuschlagen ist. Wenn mehrere Experten gefragt werden, haben sie oft unterschiedliche Vorschläge für mögliche Lösungen. Das bedeutet, aber nicht, dass sie zu wenig Wissen hätten, sondern, dass sie das Wissen anders auf den Einzelfall anwenden. Zu den typischen Experten gehören zum Beispiel folgende Berufsgruppen: Ärzte, Forscher, Rechtsanwälte, Universitätsprofessoren, Berater, etc.

 

Welcher Art der Führung brauchen sowohl Spezialisten als auch Experten?

Die meisten Spezialisten und Experten sind sehr motiviert. Sie haben viele Jahre mit viel Enthusiasmus auf Ihren jetzigen Beruf hingearbeitet und wollen sich weiterentwickeln. Sie brauchen weder Incentives, noch Prämien oder Bonussysteme. Gestalten Sie die bürokratischen Abläufe so schlank wie möglich. Reduzieren Sie die Anzahl und Dauer der Besprechungen. Übertragen Sie Verantwortung und schenken Sie Vertrauen. Vermeiden Sie jede Art von Micro-Management.

 

Welche Art der Führung brauchen Experten darüber hinaus?

Falls die Maschine des Spezialisten nach der Reparatur nicht funktioniert, hat er einen Fehler gemacht. Das ist bei den Experten anderes. Auch wenn der Patient krank bleibt, kann es sein, dass die Ärztin alles richtig gemacht hat. Auch wenn der Gerichtsprozess gewonnen ist, kann es sein, dass der Anwalt viele Fehler gemacht hat. Sie können vom Ergebnis der Arbeit nicht auf die Qualität der Arbeit schließen. Experten brauchen daher einen großen Freiraum in der Ausführung Ihrer Arbeit und zugleich eine konsequente Kontrolle bei der Einhaltung der Sorgfaltspflichten. Sie brauchen bei der Führung von Experten sehr viel Fingerspitzengefühl und müssen in jeder Situation wieder neu abwägen, wie sie vorgehen.

 

Autor: Alfred Faustenhammer