Eine kurze Einführung wie ChatGPT funktioniert, wo die Stärken liegen und wie erste Dialoge geführt werden können – verständlich erklärt für absolute KI‑Neulinge.
KI‑Technologien haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt – besonders hervorstechend ist dabei ChatGPT. Aber was steckt eigentlich dahinter, und warum reden alle darüber? Wie lässt sich das Sprachmodell im Alltag produktiv einsetzen?
Was ist (Chat)GPT überhaupt? – Schritt für Schritt erklärt
Vorstellbar ist (Chat)GPT als eine sehr belesene, digitale Assistenz, die Sprache versteht und selbst neue Texte schreiben kann. Damit das gelingt, benötigt das Modell drei Komponenten – sie stecken bereits im Namen: GPT
- G = Generativ: Die KI erzeugt neue Inhalte, anstatt lediglich vorhandene Texte zu kopieren.
- P = Pre‑trained (vortrainiert): Vor der Nutzung wurde das Modell mit Millionen von Texten wie Webseiten, Büchern und Artikeln (oder für die Bildgenerierung mit Bildern) „gefüttert“. In dieser Trainingsphase lernt es typische Formulierungen, Zusammenhänge und Begriffe.
- T = Transformer: Dies ist die spezielle Architektur, die den Kontext eines Satzes analysiert. Ähnlich wie Menschen beim Lesen erkennen, welche Wörter zusammengehören, ordnet der Transformer Begriffe nach Bedeutung.
Kurz gesagt: (Chat)GPT ist ein vortrainiertes Sprachmodell, das durch intensives Training menschliche Sprache gelernt hat. Beim Antworten berechnet es Wort für Wort die wahrscheinlichste Antwort für die Eingabe des Nutzenden (Prompt). Dabei „weiß“ die KI nichts im menschlichen Sinne – sie liefert lediglich die statistisch plausibelste Antwort aus den Daten, mit denen sie trainiert wurde.
Tipp: Je genauer und konkreter ein Prompt formuliert wird, desto präziser fällt die Antwort aus.
Wie funktioniert ChatGPT im Alltag?
Der Weg von der ersten Anmeldung bis zur produktiven Nutzung ist kurz und erfordert kein technisches Vorwissen:
1. Konto anlegen & anmelden
- https://chat.openai.com im Browser öffnen oder die offizielle ChatGPT‑App (iOS / Android) installieren.
- Registrierung per E‑Mail, Google‑ oder Microsoft‑Login abschließen und die E‑Mail‑Adresse bestätigen.
- Für erweiterte Funktionen optional ein kostenpflichtiges Plus‑, Pro oder Team‑Abo wählen, um Zugriff auf die aktuellsten Modelle zu erhalten.
2. Oberfläche verstehen
- In der linken Spalte werden alle bisherigen Chats angezeigt und neue Konversationen gestartet.
- Im unteren Bereich befindet sich das Texteingabefeld für den Prompt.
3. Prompt formulieren
- Klare und spezifische Anweisungen wie „Eine Gliederung erstellen …“, „Den Sachverhalt erklären …“, „Einen Text zusammenfassen …“ führen schneller zu passenden Ergebnissen.
Iteration (Dialogführung)
Sprachmodelle sind auf Dialoge ausgelegt. Nach dem ersten Prompt lässt sich das Ergebnis iterativ verfeinern: - Nachfragen stellen („Ein praktisches Beispiel hinzufügen“; „Hast du vielleicht etwas übersehen“).
- Anpassungen erfragen („Das Ergebnis in einfacheren Worten formulieren“).
- Fehlende Details ergänzen.
Nur sehr einfache Aufgaben sind sofort gelöst – in den meisten Fällen verbessert ein mehrstufiger Dialog das Resultat.
4. Antwort prüfen & weiterverwenden
- Die Ausgabe kritisch lesen, Fakten verifizieren und Formulierungen bei Bedarf anpassen. Die Prüfung sollte nicht unterschätzt werden, da Sprachmodelle ja keinen tatsächlichen Wissensstand haben und somit falsche Antworten (auch wenn sie plausibel klingen) nicht ausgeschlossen sind.
- Den Text anschließend nach Bedarf in Dokumente, Präsentationen oder E‑Mails übernehmen.
Beispiele aus der Praxis
- Übersetzungshilfe: „Übersetze diesen Absatz bitte in business english (oder eine andere Sprache).“
- Sparringspartner: „Bitte übernimm die Rolle eines kritischen Lesers und liefere drei Gegenargumente zu meiner These.“
- Ideenfindung: „Fünf kreative Titel für einen Blogartikel über gesunde Ernährung vorschlagen.“
- Kommunikation vereinfachen: „Eine höfliche, aber klare Absage für ein Meeting (Details einfügen) formulieren.“
Grenzen und Herausforderungen
ChatGPT ist äußerst vielseitig, weist jedoch auch klare Grenzen auf:
- Aktualität: Das Modell wurde mit Daten bis zu einem bestimmten Zeitpunkt trainiert; spätere Entwicklungen sind nicht abgedeckt. Es besteht die Möglichkeit einer Websuche, diese wird jedoch nicht bei jeder Anfrage durchgeführt. Auch die Ergebnisse der Websuche sollten überprüft werden.
- Faktencheck: Inhalte basieren auf Mustern und nicht zwangsläufig auf überprüften Fakten, daher ist eine eigene Prüfung wichtig.
- Präzision bei komplexen Themen: Bei hochspezialisierten Fragen kann die Antwort zu allgemein oder ungenau ausfallen.
- Bias: Da die Sprachmodelle mit großen Datenmengen trainiert wurden, wurden die Muster aus diesen übernommen. Dies zeigt sich zum Beispiel darin, wenn nach einer Erklärung für die Großmutter gefragt wird oder für eine Erklärung für den Großvater. Die Erklärung für die Großmutter nutzt oft Metaphern im Bereich Kochen oder Backen, wohingegen die Metapher für den Großvater den Werkzeugkasten oder Verein heranzieht. Diese „Voreingenommenheit“ (Bias) sollten Nutzende berücksichtigen.
- Datenschutz: Je nach Modell nutzt OpenAI die Chats der Nutzenden für weitere Trainingszwecke. Selbst in der Team Variante, wo die Daten nicht für Trainingszwecke genutzt werden, handelt es sich bei OpenAI um ein US-Unternehmen und es findet somit ein Transfer der Daten in ein Drittland statt.
- Ökologische Aspekte: Laut Sam Altmann (CEO OpenAI) verbraucht eine Anfrage bei ChatGPT etwa so viel Energie wie der Betrieb des Backofens für eine Sekunde (Sam Altmann: https://blog.samaltman.com/the-gentle-singularity). Der benötigte Strom stammt dabei oftmals aus Kernenergie. Darüber hinaus benötigen die Rechenzentrum Kühlung, welche aktuell durch Wasser erfolgt, sodass eine Anfrage neben dem Energieeinsatz zusätzlich auch Wasser verbraucht.
Trotz der Grenzen und Herausforderungen sind KI-Systeme wie ChatGPT nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken oder werden nahezu täglich verbessert (darunter auch die Effizienz von Chips und Modellen, sodass die Energiekosten pro Anfrage sinken). Es ist daher davon auszugehen, dass die KI-Nutzung noch weiter ansteigen wird und es daher ratsam ist, sich mit dem Thema ChatGPT zu befassen.
Tipps: So gelingt der Einstieg optimal
- Klare Formulierungen: Genaue und spezifische Prompts (Eingaben) führen zu besseren Ergebnissen.
- Iteratives Vorgehen: Schrittweises Nachfragen hilft, Antworten zu verfeinern („Das noch einfacher erklären“).
- Datenschutz beachten: Keine sensiblen oder vertraulichen Informationen eingeben, da diese für Trainingszwecke genutzt werden könnten.
- Experimentieren: Unterschiedliche Aufgabenstellungen testen, um die Möglichkeiten der KI kennenzulernen.
Fazit: Einfache Technologie mit großem Potenzial
ChatGPT eröffnet Einsteiger:innen einen unkomplizierten Zugang zur Welt der KI. Ob im beruflichen Umfeld oder in persönlichen Projekten – wer die Funktionsweise versteht, kann das Modell schnell und effektiv einsetzen und von den vielfältigen Möglichkeiten profitieren. Ausprobieren, experimentieren und die eigenen Arbeitsabläufe sinnvoll ergänzen lohnt sich in jedem Fall.
Autorin: Kerstin Vogel
Seminartipp: ChatGPT für Einsteiger