MitarbeiterInnen, die erstmals Führungsverantwortung übernehmen, stehen häufig vor Herausforderungen auf zwei Ebenen: Einerseits gilt es, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, andererseits stellt sich die Frage nach dem Verständnis von Führungsarbeit im Unternehmen.

Im Folgenden soll es um die zweite Fragestellung gehen: Wie können Organisationen die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, um wirksames Leadership zu ermöglichen und vor allem neue Führungskräfte im Übergang zu unterstützen?

Oft wird unterschieden zwischen klassisch hierarchisch organisierten Unternehmen und Organisationen, die auf agiles, integratives Management oder flexible Selbstorganisation setzen. Für das Thema Leadership-Unterstützung ist diese Unterscheidung wenig relevant, denn die folgenden Punkte sollten grundsätzlich bei jeder Art von Organisation beachtet werden:

 

Klarheit der Organisationsstruktur und der Positionsbeschreibungen

Um als (neue) Führungskraft wirken zu können, ist zunächst ein guter Überblick über die Struktur und die Prozesse des Unternehmens wichtig. Nur wenn klar ist, wie Verantwortlichkeiten verteilt sind und was von einzelnen Rollenträgern gefordert wird, können MitarbeiterInnen ihre Führungsaufgaben wirksam wahrnehmen. In vielen Organisationen gibt es gewachsene Strukturen, die ohnehin allgemein bekannt sind. Es lohnt sich jedoch, diese auch offiziell festzuschreiben, um eine gemeinsame Perspektive für alle MitarbeiterInnen und Führungskräfte zu schaffen. Widersprüchliche Informationen oder wechselnde, unklare Prozesse werden so vermieden.

 

Keep it simple

Die oben genannten Strukturen sollten generell möglichst einfach gehalten werden. Je simpler das Organigramm ist und je knapper und klarer Anforderungen und Zielsetzungen beschrieben sind, desto leichter ist die Orientierung für neue Führungskräfte. In der Folge wird dann auch deutlich effizienter gearbeitet und geführt.

 

Miteinander reden: Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg

Um wirksam führen zu können, sollten die wichtigsten Kommunikationsinstrumente trainiert und beherrscht werden. Dazu gehören allgemein bekannte Tools wie Feedback, Kritikgespräche, regelmäßige Leistungsfeststellungen, aber auch Präsentations- und Konfliktlösungstechniken. Neue Führungskräfte sollten zu diesen Themen mit Weiterbildungsmaßnahmen unterstützt werden. Kommunikationsseminare oder Workshops zum Thema Führung und Konfliktmanagement sind hier geeignete Formate.

 

Werte leben: Offenheit und Mut

Damit die oben angesprochene Kommunikation funktioniert, braucht es eine Organisation, deren Kultur auf Werten wie Offenheit, gemeinsamem Lernen und Mut beruht. Nur wenn sichergestellt ist, dass entsprechende Werte vermittelt und gelebt werden, kann sich im Rahmen der Mitarbeiterführung das volle Potential von Teams entfalten. Wichtig dabei: Kultur ist immer Chefsache – ihre Etablierung und ihre Wirkung gehen von der Unternehmensführung aus.

 

Rahmen für Selbstverwirklichung statt Kontroll-Sucht

Welches Verständnis von Leadership wird in der Organisation vermittelt? Zur Zeit der Industriellen Revolution bedeutete Führung, Arbeitsanweisungen zu geben und dann engmaschig deren Ausführung zu kontrollieren. Und auch wenn diese Phase seit mehr als 150 Jahren vorbei ist, wird oftmals noch ein solch veraltetes, mechanistisches Prinzip von Leadership in Unternehmen gelebt. Allerdings wird dies weder der Eigenmotivation von MitarbeiterInnen noch den Anforderungen einer flexiblen, digitalen Arbeitswelt gerecht. Führung sollte heute als Gestaltung von Rahmenbedingungen betrachtet werden: Innerhalb dieses Rahmens können MitarbeiterInnen dann Verantwortung für ihre Zielerreichung wahrnehmen und Leistungen erbringen - ohne den Bedarf einer übergriffigen Kontrolle.

 

Autor: Hans Christian Jurceka

 

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