ExpertInnen und SpezialistInnen lassen sich durch Incentives, Prämien oder zusätzliche Aufstiegschancen wenig motivieren. Viele Führungskräfte sind daher zur Überzeugung gekommen, dass sie diese MitarbeiterInnen gar nicht begeistern können. Doch Sie können schon einiges tun, um die Freude an der Arbeit noch weiter wachsen zu lassen. Sie müssten nur an andere Aspekte von Arbeit denken.

 

Rätsel lösen dürfen

Alle Menschen, die sich sehr tief in eine fachliche Materie vertieft haben, lieben die Herausforderung. Sie wollen nicht ständig dieselben Probleme lösen, sondern immer wieder andere kniffelige Rätsel zu lösen haben. Führungskräfte können daher die wirklich schwierigen Aufgaben an jene Personen verteilen, die sie belohnen möchten. Diese MitarbeiterInnen haben die Chance sich zu beweisen und dadurch noch besser zu werden.

 

Champion sein können

Weder ExpertInnen noch SpezialistInnen brauchen Seminare und Weiterbildung von der Stange. Sie möchten lernen. Am liebsten, indem sie ihre Expertise auf den Einzelfall anwenden können. Sie brauchen zeitlichen Spielraum, um sich auch einmal mit grundsätzlichen Fragen und Neuerungen auseinandersetzen zu können, aber keinen fixen Entwicklungsplan. Entwicklung nach Jahresplan wird von den meisten als einengend erlebt.

 

Zeit zum Tratschen mit KollegInnen haben

Der fachliche Austausch zwischen KollegInnen, die dieselbe Expertise haben, kann sehr bereichernd sein und sogar noch viel Zeit sparen. Manchmal öffnen kleine Hinweise unter KollegInnen neue Möglichkeiten für die Gestaltung der eigenen Arbeit. Führungskräfte fürchten oft, dass solche Pausengespräche die MitarbeiterInnen an der Arbeit hindern. Ab und zu kann es auch sein, dass tatsächlich nur über Privates getratscht wird, aber in den meisten Fällen tauschen sich die MitarbeiterInnen über ihre fachlichen Probleme aus.

 

Anerkennung von KollegInnen bekommen

Fachlich versierte MitarbeiterInnen erwarten sich Anerkennung von Personen, die die fachliche Brillanz erkennen können. Das schulterklopfende Lob einer Führungskraft, die nichts von der Materie versteht, wird als Verführungsversuch erkannt und als Hohn empfunden. Führungskräfte, die nichts von dem betreffenden Fach verstehen, zeigen daher besser Interesse oder lassen sich etwas erklären. Das motiviert die MitarbeiterInnen mehr, als geheuchelte Bewunderung.

 

Von der Administration entlastet sein

Jede Stunde mehr, die für administrative Aufgaben verwendet wird, fehlt für die so sehr geliebte fachliche Tätigkeit. Führungskräfte sollten daher sehr genau überlegen welche Statistiken, Formulare, Umfragen, Erhebungen, etc. sie tatsächlich von den ExpertInnen brauchen. Welche dieser Instrumente hatten in der Vergangenheit einen messbaren Nutzen? Welche Ergebnisse sind sofort in der Schublade gelandet?

 

Wenig Zeit für Führung brauchen

MitarbeiterInnenführung kostet Zeit. ExpertInnen und SpezialistInnen streben daher meistens nicht nach möglichst vielen MitarbeiterInnen als Zeichen von Macht und Einfluss. Sie möchten qualifizierte Mitarbeitende beschäftigen, die sie bei der fachlichen Tätigkeit unterstützen. Sie brauchen Instrumente der Gesprächsführung, die ihnen helfen die Gespräche in möglichst kurzer Zeit und mit großer Wirkung zu führen. Bei der Personalauswahl hilft ihnen fundierte Beratung zur Passung der einzelnen BewerberInnen.

 

Alle Hindernisse aus dem Weg

Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass die wesentliche Aufgabe der Führungskräfte bei der Führung von ExpertInnen und SpezialistInnen darin liegt, alles zu vermeiden, was die MitarbeiterInnen daran hindern könnte ihr Fach mit Leidenschaft und Akribie auszuüben. Die Regeln und Rahmenbedingungen in Organisationen machen genau das oft schwer, aber jede Stunde Zeit mehr für die fachliche Tätigkeit motiviert die MitarbeiterInnen.

 

Autor: Mag. Alfred Faustenhammer