Viele MitarbeiterInnen haben während der Coronavirus Pandemie die Vorteile der Arbeit im Homeoffice zu schätzen gelernt: weniger Zeit für den Arbeitsweg, mehr Flexibilität bei der Zeiteinteilung und die Möglichkeit mehrere Stunden durchgehend ungestört zu arbeiten. Viele Organisationen werden MitarbeiterInnen auch in der Zukunft die Möglichkeit geben ein oder zwei Tage die Woche von zuhause zu arbeiten.  Das wird die Arbeit der Führungskräfte im mittleren Management aus mehreren Gründen stark verändern.

  • Die MitarbeiterInnen werden kaum mehr alle zur gleichen Zeit für Besprechungen im Büro sein.
  • Es wird weiniger regelmäßigen Austausch zwischen den MitarbeiterInnen geben.
  • Wechselseitige Inspiration und Anregung wird weniger häufig stattfinden.
  • Die Information über informelle Kanäle wird nicht mehr so schnell fließen. 

Hybride Führung ist deutlich anspruchsvoller, als das Führen auf Distanz, weil unklar ist wer bereits über welche Information verfügt und welche MitarbeiterInnen noch Zeit für Abstimmung unter einander brauchen. Als Führungskraft im mittleren Management können Sie auch weiterhin erfolgreich sein, indem sie auf folgende Punkte achten:

 

1. Die bisherige Regelkommunikation überdenken

Während der Pandemie haben wöchentliche Online-Meetings mit allen MitarbeiterInnen am Dienstag um 10:00 gut funktioniert?  Versuchen Sie trotzdem nicht die bisherige Art der Regelkommunikation fortzuführen. Beginnen Sie komplett neu, indem Sie sich folgende Fragen stellen: Wie viele MitarbeiterInnen werden gleichzeitig anwesend sein? Welche Art der Information sollte in welchem Rhythmus fließen? Welche Art von Abstimmung brauchen die MitarbeiterInnen in Zukunft untereinander? Welche Information soll schriftlich weitergegeben werden und welche mündlich?  Sobald Sie diese Fragen beantwortet haben, werden Sie wissen wie oft Sie mit wem über was sprechen sollen.

 

2. Arbeitsprozesse und leistbare Arbeitsmenge im Auge behalten

Als Führungskraft haben Sie eine bedeutsame Aufgabe: Sie sollen darauf achten, dass alle MitarbeiterInnen möglichst gleichmäßig ausgelastet sind und niemand zu wenig oder zu viel arbeitet. In Zukunft werden Sie das nicht mehr tun können, indem Sie den MitarbeiterInnen im Vorbeigehen über die Schulter schauen. Sie brauchen einen vertieften Einblick in Arbeitsprozesse, Kriterien für gute Qualität und leistbare Arbeitsmenge. Manche MitarbeiterInnen werden sich am Anfang dagegen sträuben: „Warum kontrollierst Du mich? Vertraust Du mir nicht?“  In diesem Fall ist es wichtig, dass Sie Ihr verändertes Verhalten erklären und begründen.

 

3. „Hybride“ Meetings vermeiden

Vermeiden Sie sogenannte „hybride“ Meetings bei denen einige MitarbeiterInnen im Besprechungsraum und andere online teilnehmen. Ganz gleich wie Sie es technisch gestalten, die Möglichkeit zur Beteiligung ist immer entweder für die Anwesenden oder für die Abwesenden schlechter. Falls Sie solche Meetings nicht vermeiden können, moderieren Sie diese so straff wie möglich, damit alle TeilnehmerInnen die Möglichkeit haben etwas beizutragen.

 

4. Ersatz für informellen Austausch in Kaffeepausen schaffen

Bisher fand viel informeller Austausch in den Kaffeepausen, beim Mittagessen und am Gang statt. Bei diesen Gesprächen wurde Information über Organisationsveränderungen, über neue Regeln und Prozesse, über neue MitarbeiterInnen, über neue Entwicklungen bei KundInnen, über eigene Erfahrungen und über vieles mehr ausgetauscht. Schaffen Sie daher auch Räume und Zeiten, damit MitarbeiterInnen sich über ihre berufliche Situation austauschen können, ohne dass Sie als Führungskraft dabei sind. Sie können zum Beispiel ein Online-Meeting organisieren und allen MitarbeiterInnen die Möglichkeit geben sich 30 Minuten in Gruppen á 3 Personen über die Erfahrung mit der neuen Software, der letzten Umstrukturierung oder den neuen Kundenanforderungen auszutauschen. Die MitarbeiterInnen werden nicht nur über die vorgegebene Frage sprechen. Sie werden auch über die anderen oben genannten Themen sprechen. Und das ist ganz in Ihrem Sinne, weil dieser Austausch den Zusammenhalt stärkt und Sinn stiftet.

Auf diese Art und Weise kann es Ihnen gelingen, dass auch Sie als Führungskraft die Vorteile des Homeoffice nutzen können. Sie werden anders führen, aber genauso wirksam sein.

 

Autor: Alfred Faustenhammer

 

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